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Lüdenscheider Stolpersteine


Exkurs - Bombenräumkommando und gefährliche Umstände zum Kriegsende in Bergkamen

Gefährliche Arbeit mit Bombenräumkommandos

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurden politische Gefangene und andere Häftlinge wiederholt zwangsweise für Bombenräumkommandos eingesetzt. Diese extrem risikoreichen Einheiten hatten die Aufgabe, nicht detonierte Fliegerbomben und Luftminen zu orten und zu entschärfen, die bei den zahlreichen Luftangriffen auf deutsche Städte und wichtige militärische Anlagen liegen geblieben waren.
Die Arbeit war lebensgefährlich, da die Sprengkörper oft instabil waren, die eingesetzten Gefangenen aber kaum geschult oder mit geeigneter Schutzkleidung und technischer Ausrüstung versorgt wurden. Zusätzlich zu den äußerst gefährlichen technischen Bedingungen erschwerten Zeitdruck und die unmenschliche Behandlung durch Aufseher die Arbeit

Historischer Kontext: Politische Gefangene und Zwangsarbeit

Das NS-Regime setzte bewusst politische Gegner, sogenannte „Schutzhäftlinge“, für besonders gefährliche und lebensbedrohliche Arbeiten ein.
Diese Zwangsarbeit diente nicht nur der Kriegswirtschaft, sondern oft auch der physischen und psychischen Zermürbung der Gefangenen sowie der Abschreckung Andersdenkender. Besonders gegen Kriegsende nahmen derartige Einsätze zu, vor allem im Ruhrgebiet, das schwer von Luftangriffen getroffen wurde. Viele Häftlinge verloren durch die riskanten Bombenräumarbeiten ihr Leben oder wurden dauerhaft verletzt.

Lokale Situation in Bergkamen

Bergkamen war aufgrund seiner Chemischen Werke, unter anderem zur Herstellung von Flugbenzin, ein bedeutendes Ziel strategischer Luftangriffe alliierter Bomber. Als Folge blieben im Boden zahlreiche Blindgänger liegen, die entschärft oder entfernt werden mussten.
Die Bombenräumkommandos, in die auch Gefangene wie Franz Eduard Feldmann eingereiht wurden, mussten unter extrem gefährlichen Bedingungen und oft mit unzureichender Ausrüstung diese lebensgefährlichen Aufgaben erfüllen.

Aktuelle Kampfmittelentschärfungen in Bergkamen, etwa wie im März 2025, sind Zeugnisse der lang andauernden Problematik von Blindgängern aus der Kriegszeit. Die Bergkamener Entschärfer berichteten von erschwerten Bedingungen wie hohem Wasserstand im Boden und zeitweise verzögerten Arbeiten wegen Bahnbetriebs. (Quelle: Kamen-Web)

Generelle historische Einordnung: Luftangriffe und Nachkriegsbombenräumungen

Das Buch „Bomben und Legenden. Luftangriff auf Freiburg am 10. Mai 1940“ von Gerd R. Ueberschär und Wolfram Wette (Verlag Rombach, Freiburg 1981) dokumentiert exemplarisch die verheerenden Folgen von Luftangriffen und die über längere Zeit notwendigen und gefährlichen Folgearbeiten bei nicht detonierten Bomben. Es illustriert, wie Luftangriffe zivile Zentren zerstörten und wie Bombenräumkommandos lebensgefährliche Einsätze durchführten, um weitere Katastrophen zu verhindern. Die Erkenntnisse daraus lassen sich gut auf Situationen wie in Bergkamen oder ähnlichen Orten übertragen, an denen politische Gefangene oft für solche Einsätze missbraucht wurden.

Wörtliche Zitate aus dem APuZ-Artikel „‘Wenn Sie nicht ins KZ wollen ...’. Häftlinge in Bombenräumkommandos“ der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb, 2022):

„Zum Schutz der Bevölkerung wurden in den letzten Kriegsjahren sogenannte Bombenräumkommandos eingerichtet, die verwaiste, nicht detonierte Spreng- und Brandbomben entschärfen sollten. Dieser so gefährliche wie schlechte Dienst wurde vielfach politischen Gefangenen und Strafgefangenen zugewiesen.“
(APuZ Nr. 49–50/2022, S. 3)

„Das Sprengkommando war eine Möglichkeit, dem Konzentrationslager oder einer härteren Einzelhaft zu entkommen. Viele entschieden sich schweren Herzens, dennoch meldeten sich zahlreiche politische Häftlinge freiwillig für diesen Einsatz.“
(APuZ Nr. 49–50/2022, S. 4)

„Die Arbeit in den Bombenräumkommandos war lebensgefährlich. Sie mussten Blindgänger aufspüren, freilegen und entschärfen, oft unter Zeitdruck und ohne ausreichende technische Ausrüstung. Nicht wenige kamen dabei ums Leben oder erlitten schwere Verletzungen.“
(APuZ Nr. 49–50/2022, S. 5)

„Obwohl sie sich so indirekt am Krieg beteiligten, blieb vielen nichts anderes übrig, wenn sie ihr Leben schonen wollten – die Wahl zwischen Tod im Lager und der verwegenen, oft tödlichen Arbeit am Sprengkörper.“
(APuZ Nr. 49–50/2022, S. 6)

Quellen und weiterführende Literatur

Der Lüdenscheider Zeitzeuge Richard Oettinghaus berichtet in seinem Buch "Ich hing für Deutschland am Pfosten 1942 - 1948 / Richard Oettinghaus Monika und Peter Oettinghaus" unter anderem von seinen persönlichen Erlebnissen in einem Bombenräumkommando während des Zweiten Weltkriegs. Das Buch gilt als wichtige lokale Quelle für die Perspektiven von Betroffenen solcher Einsätze, ist jedoch aktuell vergriffen und nur noch antiquarisch erhältlich.



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