Name: David Rot(h)schild
Geburtsdatum: 24.06.1886
Geburtsort: Goldbach (bei Aschaffenburg)
Sterbedatum: 06.09.1943
Sterbeort: Auschwitz
Thünenstr. 6
David Rot(h)schild war neben Dagobert Simon Geschäftsführer des Kaufhauses Tietz, das ab Sommer 1933 Kaufhof genannt wurde.
Der Warenhauskonzern Hermann Tietz war einer der größten deutschen Warenhausketten mit zahlreichen Filialen im gesamten Reich, darunter wichtige Standorte in Berlin, Weimar, Bamberg, München, Hamburg und Köln. Vor der Arisierung im Jahr 1933 betrieb die Firma etwa 30 bis 40 Niederlassungen, darunter auch sechs Filialen in Belgien. Nach der „Arisierung“ wurde der Konzern enteignet und firmierte ab Sommer 1933 unter dem Namen „Kaufhof“ weiter. Die „Arisierung“ führte zum Verlust des jüdischen Eigentümers und zur Integration in einen „arischen“ Warenhauskonzern.
Nach der Enteignung 1933 gründete David Rot(h)schild ein kleines Textilgeschäft an der Thünenstr.6.
Um mit seiner Frau und ihren beiden Kindern eine Existenzgrundlage zu haben. Diese wurde wegen der Boykottierung jüdischer Geschäfte immer schlechter.
Dennoch gaben die Eltern ihrem Ältesten die Chance, das Zeppelingymnasium zu besuchen, was damals mit Schulgeldzahlungen verbunden war.
Mit seiner Frau Else und den Kindern Josef und Margot emigrierte er schon 1936 nach Prag.
Sie lebten dort in der Braunstrasse 48 (heute: Sokolovská 48, Prag 8, Karlín).
David Rot(h)schild beantragte gemeinsam mit seiner Frau Else am 21. Nov. 1939 bei der Prager Polizeidirektion ein Leumundszeugniss zum Zwecke der Auswanderung nach Südamerika.
Etwa drei Wochen später, am 12. Dez. 1939 beantragte sein Sohn Josef Rot(h)schild ebenfalls ein Leumundszeugniss um mit ihnen auswandern zu können.
Die ganze Familie David Rot(h)schild, Else Rot(h)schild (Eliška (Else) Rothschildová), Josef Rot(h)schild und Margot Rot(h)schild (Rothschildová) wurden am selben
Tag mit dem Transport Di am 13. Juli 1943 (insgesamt 839 Personen) von Prag nach Theresienstadt und dann weiter nach Auschwitz deportiert (Dl: 06. 09. 1943, Theresienstadt -> Auschwitz, insgesamt 2484 Personen).
(Quellen: "Spuren jüdischen Lebens in Lüdenscheid", HG: Ge-Denk-Zellen Altes Rathaus Lüdenscheid + Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit // https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de955262 // https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/119130-david-rothschild/ // Matthias Wagner: "Geschichte Lüdenscheids in der Zeit der Weltkriege, Demokratie und Diktatur 1914–1949", ISBN: 978-3-7395-1214-3, ebd. S. 310 und 322 und 376)
Exkurs - Leben und Sterben im KZ Auschwitz im September 1942
Im September 1942 war das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ein zentraler Ort des nationalsozialistischen Massenmordes. Täglich trafen Deportationszüge aus ganz Europa ein. Auf der Rampe wurden die Neuankömmlinge selektiert: Die Mehrheit, darunter Alte, Frauen und Kinder, wurde unmittelbar nach der Ankunft in die Gaskammern von Auschwitz-Birkenau geführt und dort ermordet.
Wer zur Arbeit ausgesondert wurde, kam in das Stammlager Auschwitz I oder den Lagerkomplex Auschwitz-Birkenau. Das "Leben" im Lager war von extremer Gewalt, Hunger, Schmutz und allgegenwärtiger Todesangst gekennzeichnet. Die Häftlinge schliefen auf strohgefüllten Pritschen zu mehreren Personen. Morgens wurden sie oft schon vor Tagesanbruch mit Geschrei geweckt. Es folgten der Appell und dann der Marsch zu den Arbeitskommandos, wo drückende, oft sinnlose und körperlich zerstörerische Arbeit unter der Bewachung der SS oder Funktionshäftlinge zu leisten war.
Die Essensrationen waren minimal: Morgens gab es dünnen Kaffee- oder Tee-Ersatz, mittags eine wässrige Suppe und abends ein kleines Stück Brot, selten mit Margarine oder Wurst. Viele Häftlinge waren infolge von Mangelernährung, Erschöpfung und unhygienischen Verhältnissen schwer krank. Krankheiten wie Typhus verbreiteten sich rasch. Medizinische Versorgung gab es kaum – wer nicht mehr arbeiten konnte, wurde oft selektiert und in die Gaskammern gebracht.
Disziplinarstrafen, öffentliche Demütigungen und willkürliche Gewalt prägten den Lageralltag. Für geringste Verstöße gab es Schikanen und Misshandlungen. Auch die ständigen Appelle dauerten zum Teil stundenlang, während die Häftlinge bei jedem Wetter stillstehen mussten. Ständig schwebte die Bedrohung über ihnen, bei Schwäche, Krankheit oder einfach im Zuge von Vergeltungsmaßnahmen ermordet zu werden.
Im September 1942 erreichte der Massenmord seinen traurigen "Höhepunkt". Allein in diesem Monat wurden Tausende auf der Rampe selektiert und sofort im Gas getötet. Die zurückgelassenen Häftlinge lebten mit der allgegenwärtigen Angst vor der nächsten Selektion oder Strafe. Nur gegenseitige Hilfe, Mut und sehr viel Zufall ermöglichten einigen wenigen das Überleben.
Nach heutigem Kenntnisstand wurden in den Jahren 1942 bis 1945 in den Lagern Auschwitz, Birkenau und Monowitz mehr als 1 Million Menschen ermordet. Der Lagerkomplex Auschwitz, bestehend aus Auschwitz I (Stammlager), Auschwitz II-Birkenau (Vernichtungslager) und Auschwitz III-Monowitz (Arbeitslager), war Schauplatz eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte.
Die meisten Opfer wurden im Vernichtungslager Birkenau getötet, darunter Juden, Roma, sowjetische Kriegsgefangene, Polen und weitere Opfergruppen. Die Zahl der Ermordeten im gesamten Auschwitz-Komplex wird auf etwa 1,1 bis 1,3 Millionen geschätzt.
Quellen:
NDR: Alltag im KZ Auschwitz
Deutsches Historisches Museum: Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz
United States Holocaust Memorial Museum: Leo Schneidermann beschreibt die Ankunft in Auschwitz, die Selektion und die Trennung von seiner Familie