Startseite    Übersicht    Impressum   

Name: Leopold Kahn



Geburtsdatum: 26.12.1889
Geburtsort: Gießen
Sterbedatum: 29.10.1942
Sterbeort: KZ-Auschwitz




Altenaer Str. 1

Leopold Kahn wurde am 26. Dezember 1889 in Gießen geboren. Er war als Fuhrunternehmer sowie Obst- und Gemüsehändler in Lüdenscheid ansässig und wohnte zuletzt in der Altenaer Straße 1.
Nach der Reichspogromnacht 1938 floh er mit seiner Familie am 20. Dezember 1938 in die Niederlande, wo sie zunächst im Hotel HAL an der Wilhelminakade 74 in Rotterdam lebten.
Am 4. Januar 1940 zog die Familie weiter in das „Huis ten Vijver“ an der Dwarsweg 3 in Scheveningen, einem Stadtteil von Den Haag.
Ab dem 3. Juni 1940 war die Familie am Stieltjesplein 9b in Rotterdam gemeldet.

Im Jahr 1941 wurde Leopold Kahn im niederländischen Sammellager Westerbork interniert. Von dort wurden Leopold, Rosa und Liselotte Kahn am 26. Oktober 1942 gemeinsam vom Lager Westerbork in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
Der Tod von Leopold Kahn ist dort für den 29. Oktober 1942 dokumentiert. Die Eintragung im Sterbebuch des Lagers deutet darauf hin, dass er im Lager zumindest kurzfristig als Zwangsarbeiter registriert war und nicht unmittelbar nach Ankunft ermordet wurde.

Deportationsweg von Leopold Kahn: Flucht aus Deutschland in die Niederlande (1938), Internierung im Sammellager Westerbork (ab 1941), Deportation von Westerbork nach Auschwitz (26. Oktober 1942) und Tod wenige Tage später im Lager.

Seine Ehefrau war Rosa Kahn, geborene Slager, was eine familiäre Verbindung zwischen den beiden jüdischen Familien Kahn und Slager in Lüdenscheid belegt.
Die Töchter des Ehepaars, Liselotte und Edith Kahn, wurden ebenfalls Opfer des Holocaust.

Leopold Kahn wurde 1942 in Auschwitz inhaftiert und ist laut den Sterbebüchern des Konzentrationslagers am 29. November 1942 verstorben.
Die Eintragung in den Sterbebüchern weist darauf hin, dass er zumindest kurze Zeit im Lager registriert war, da Personen, die unmittelbar nach Ankunft umgebracht wurden, oft nicht erfasst wurden.
Rosa Kahn wurde am 15.11.1942 dort ermordet, Tochter Edith Kahn ebenfalls am 15.11., Liselotte, die jüngste Tochter, wurde zuletzt ermordet, am 30.11.


(Quelle: Eintrag im Gedenkbuch der Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 des Bundesarchivs // Dokin.nl (Aufenthaltsdaten Familie Kahn in den Niederlanden) // Der Reidemeister Nr. 48 (1969), Heimat- und Geschichtsverein Lüdenscheid e.V., ebd. Erich Kann: "Der Aufstieg der jüdischen Gemeinde in der Stadt Lüdenscheid im 19. Jahrhundert")

Exkurs - Leben und Sterben im KZ Auschwitz im September 1942

Im September 1942 war das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ein zentraler Ort des nationalsozialistischen Massenmordes. Täglich trafen Deportationszüge aus ganz Europa ein. Auf der Rampe wurden die Neuankömmlinge selektiert: Die Mehrheit, darunter Alte, Frauen und Kinder, wurde unmittelbar nach der Ankunft in die Gaskammern von Auschwitz-Birkenau geführt und dort ermordet.

Wer zur Arbeit ausgesondert wurde, kam in das Stammlager Auschwitz I oder den Lagerkomplex Auschwitz-Birkenau. Das "Leben" im Lager war von extremer Gewalt, Hunger, Schmutz und allgegenwärtiger Todesangst gekennzeichnet. Die Häftlinge schliefen auf strohgefüllten Pritschen zu mehreren Personen. Morgens wurden sie oft schon vor Tagesanbruch mit Geschrei geweckt. Es folgten der Appell und dann der Marsch zu den Arbeitskommandos, wo drückende, oft sinnlose und körperlich zerstörerische Arbeit unter der Bewachung der SS oder Funktionshäftlinge zu leisten war.

Die Essensrationen waren minimal: Morgens gab es dünnen Kaffee- oder Tee-Ersatz, mittags eine wässrige Suppe und abends ein kleines Stück Brot, selten mit Margarine oder Wurst. Viele Häftlinge waren infolge von Mangelernährung, Erschöpfung und unhygienischen Verhältnissen schwer krank. Krankheiten wie Typhus verbreiteten sich rasch. Medizinische Versorgung gab es kaum – wer nicht mehr arbeiten konnte, wurde oft selektiert und in die Gaskammern gebracht.

Disziplinarstrafen, öffentliche Demütigungen und willkürliche Gewalt prägten den Lageralltag. Für geringste Verstöße gab es Schikanen und Misshandlungen. Auch die ständigen Appelle dauerten zum Teil stundenlang, während die Häftlinge bei jedem Wetter stillstehen mussten. Ständig schwebte die Bedrohung über ihnen, bei Schwäche, Krankheit oder einfach im Zuge von Vergeltungsmaßnahmen ermordet zu werden.

Im September 1942 erreichte der Massenmord seinen traurigen "Höhepunkt". Allein in diesem Monat wurden Tausende auf der Rampe selektiert und sofort im Gas getötet. Die zurückgelassenen Häftlinge lebten mit der allgegenwärtigen Angst vor der nächsten Selektion oder Strafe. Nur gegenseitige Hilfe, Mut und sehr viel Zufall ermöglichten einigen wenigen das Überleben.

Nach heutigem Kenntnisstand wurden in den Jahren 1942 bis 1945 in den Lagern Auschwitz, Birkenau und Monowitz mehr als 1 Million Menschen ermordet. Der Lagerkomplex Auschwitz, bestehend aus Auschwitz I (Stammlager), Auschwitz II-Birkenau (Vernichtungslager) und Auschwitz III-Monowitz (Arbeitslager), war Schauplatz eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte.

Die meisten Opfer wurden im Vernichtungslager Birkenau getötet, darunter Juden, Roma, sowjetische Kriegsgefangene, Polen und weitere Opfergruppen. Die Zahl der Ermordeten im gesamten Auschwitz-Komplex wird auf etwa 1,1 bis 1,3 Millionen geschätzt.

Quellen:
NDR: Alltag im KZ Auschwitz
Deutsches Historisches Museum: Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz
United States Holocaust Memorial Museum: Leo Schneidermann beschreibt die Ankunft in Auschwitz, die Selektion und die Trennung von seiner Familie



(Foto: Altenaer Str. 1, Lüdenscheid, Mai 2021; privat)

___________________________________________
Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieser Seit unter der folgenden Lizenz veröffentlicht:
Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported (CC BY-SA 3.0)