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Name: Rosa Kahn geb. Slager



Geburtsdatum: 08.03.1894
Geburtsort: Lüdenscheid
Sterbedatum: 15.11.1942
Sterbeort: KZ-Auschwitz




Altenaer Str. 1

Rosa Kahn, geborene Slager, wurde am 8. März 1894 in Lüdenscheid geboren. Sie war die Ehefrau von Leopold Kahn, einem Fuhrunternehmer sowie Obst- und Gemüsehändler, der zuletzt in der Altenaer Straße 1 in Lüdenscheid lebte.

Nach der Reichspogromnacht flohen Rosa und Leopold Kahn gemeinsam mit ihren beiden Töchtern, Liselotte und Edith, am 20. Dezember 1938 in die Niederlande. Die Familie wohnte zunächst im Hotel HAL an der Wilhelminakade 74 in Rotterdam. Am 4. Januar 1940 zog sie weiter in das „Huis ten Vijver“ an der Dwarsweg 3 in Scheveningen, einem Stadtteil von Den Haag. Ab dem 3. Juni 1940 war die Familie am Stieltjesplein 9b in Rotterdam gemeldet.

Im Jahr 1941 wurden Rosa Kahn und ihre Familienangehörigen im niederländischen Sammellager Westerbork interniert. Am 26. Oktober 1942 wurde die gesamte Familie — Rosa, Leopold, Edith und Liselotte Kahn — gemeinsam vom Lager Westerbork in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

Rosa Kahn wurde dort am 15. November 1942 ermordet. Ihr Ehemann Leopold war bereits am 29. Oktober 1942 ums Leben gekommen. Tochter Edith starb ebenfalls am 29. November 1942, während Liselotte, die jüngste Tochter, am 30. November 1942 ermordet wurde.

Die familiäre Verbindung zwischen den jüdischen Familien Kahn und Slager aus Lüdenscheid unterstreicht Rosa Kahns Herkunft aus einer angesehenen jüdischen Familie der Stadt. Ihre Töchter wurden ebenso wie sie Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung.


(Quelle: Eintrag im Gedenkbuch der Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 des Bundesarchivs // Dokin.nl (Aufenthaltsdaten Familie Kahn in den Niederlanden) // Der Reidemeister Nr. 48 (1969), Heimat- und Geschichtsverein Lüdenscheid e.V., ebd. Erich Kann: "Der Aufstieg der jüdischen Gemeinde in der Stadt Lüdenscheid im 19. Jahrhundert")

Exkurs - Leben und Sterben im KZ Auschwitz im September 1942

Im September 1942 war das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ein zentraler Ort des nationalsozialistischen Massenmordes. Täglich trafen Deportationszüge aus ganz Europa ein. Auf der Rampe wurden die Neuankömmlinge selektiert: Die Mehrheit, darunter Alte, Frauen und Kinder, wurde unmittelbar nach der Ankunft in die Gaskammern von Auschwitz-Birkenau geführt und dort ermordet.

Wer zur Arbeit ausgesondert wurde, kam in das Stammlager Auschwitz I oder den Lagerkomplex Auschwitz-Birkenau. Das "Leben" im Lager war von extremer Gewalt, Hunger, Schmutz und allgegenwärtiger Todesangst gekennzeichnet. Die Häftlinge schliefen auf strohgefüllten Pritschen zu mehreren Personen. Morgens wurden sie oft schon vor Tagesanbruch mit Geschrei geweckt. Es folgten der Appell und dann der Marsch zu den Arbeitskommandos, wo drückende, oft sinnlose und körperlich zerstörerische Arbeit unter der Bewachung der SS oder Funktionshäftlinge zu leisten war.

Die Essensrationen waren minimal: Morgens gab es dünnen Kaffee- oder Tee-Ersatz, mittags eine wässrige Suppe und abends ein kleines Stück Brot, selten mit Margarine oder Wurst. Viele Häftlinge waren infolge von Mangelernährung, Erschöpfung und unhygienischen Verhältnissen schwer krank. Krankheiten wie Typhus verbreiteten sich rasch. Medizinische Versorgung gab es kaum – wer nicht mehr arbeiten konnte, wurde oft selektiert und in die Gaskammern gebracht.

Disziplinarstrafen, öffentliche Demütigungen und willkürliche Gewalt prägten den Lageralltag. Für geringste Verstöße gab es Schikanen und Misshandlungen. Auch die ständigen Appelle dauerten zum Teil stundenlang, während die Häftlinge bei jedem Wetter stillstehen mussten. Ständig schwebte die Bedrohung über ihnen, bei Schwäche, Krankheit oder einfach im Zuge von Vergeltungsmaßnahmen ermordet zu werden.

Im September 1942 erreichte der Massenmord seinen traurigen "Höhepunkt". Allein in diesem Monat wurden Tausende auf der Rampe selektiert und sofort im Gas getötet. Die zurückgelassenen Häftlinge lebten mit der allgegenwärtigen Angst vor der nächsten Selektion oder Strafe. Nur gegenseitige Hilfe, Mut und sehr viel Zufall ermöglichten einigen wenigen das Überleben.

Nach heutigem Kenntnisstand wurden in den Jahren 1942 bis 1945 in den Lagern Auschwitz, Birkenau und Monowitz mehr als 1 Million Menschen ermordet. Der Lagerkomplex Auschwitz, bestehend aus Auschwitz I (Stammlager), Auschwitz II-Birkenau (Vernichtungslager) und Auschwitz III-Monowitz (Arbeitslager), war Schauplatz eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte.

Die meisten Opfer wurden im Vernichtungslager Birkenau getötet, darunter Juden, Roma, sowjetische Kriegsgefangene, Polen und weitere Opfergruppen. Die Zahl der Ermordeten im gesamten Auschwitz-Komplex wird auf etwa 1,1 bis 1,3 Millionen geschätzt.

Quellen:
NDR: Alltag im KZ Auschwitz
Deutsches Historisches Museum: Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz
United States Holocaust Memorial Museum: Leo Schneidermann beschreibt die Ankunft in Auschwitz, die Selektion und die Trennung von seiner Familie



(Foto: Altenaer Str. 1, Lüdenscheid, Mai 2021; privat)

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