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Name: David Slager



Geburtsdatum: 31.10.1890
Geburtsort: Lüdenscheid
Sterbedatum: 14.10.1944
Sterbeort: KZ-Auschwitz




Bahnhofstr. 48

David Slager wurde am 31. Oktober 1890 in Lüdenscheid als Sohn von Benjamin Slager und Elisabeth Slager geb. Noach geboren. Er hatte fünf Geschwister, von denen – mit Ausnahme seiner ältesten Schwester Caroline – alle im Holocaust ermordet wurden.

David Slager zog 1906 im Alter von 16 Jahren nach Essen, kehrte 1909 kurz nach Lüdenscheid zurück und führte anschließend ein "unruhiges Wanderleben" mit Stationen in verschiedenen Städten, darunter Peine, Hohenlimburg, Schwelm, Barop, Hombruch, Hagen, Oberhausen, Hamburg und schließlich Bremen. In Bremen war er als kaufmännischer Angestellter gemeldet, zuletzt in der Richard-Wagner-Straße 30 (Stadtteil Schwachhausen). Für David Slager wurde auch dort ein Stolperstein verlegt.
Am 14. Oktober 1938 emigrierte er nach Amsterdam, wo er mit seinem Bruder Moritz und dessen Familie lebte. Am 21. April 1943 wurde er von Amsterdam aus mit dem Transport XXIV/1 Nr. 150 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 12. Oktober 1944 erfolgte die Deportation von Theresienstadt nach Auschwitz, wo er am 14. Oktober 1944 ermordet wurde.

Geschwister:

  • - Caroline (Carolina) Slager (*27.08.1889 Lüdenscheid, †15.12.1955 Amsterdam)
  • - Friederike (Rika) Slager (*29.10.1891 Lüdenscheid, †16.08.1942 Auschwitz)
    (Zusatzinfo: Höchstwahrscheinlich heiratete sie: Sie wird in der Holocaust "Survivors and Victims Database" (https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=1744593) unter dem Namen Friederike Katan geführt.)
  • - Moritz Slager (*29.07.1894 Lüdenscheid, †29.01.1945 Oranienburg)
  • - Dina (Regina) Slager (*08/09.02.1898 Lüdenscheid, †06.04.1945 Sobibor)
  • - Siegfried Slager (*26.09.1899 Lüdenscheid, †05.11.1942 Auschwitz)


(Quellen: "Spuren jüdischen Lebens in Lüdenscheid", HG: Ge-Denk-Zellen Altes Rathaus Lüdenscheid + Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit // http://www.stolpersteine-bremen.de/detail.php?id=411 // https://www.dutchjewry.org/genealogy/ndbeli/6724.shtml // https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1162907)


Exkurs - Leben und Sterben im KZ Auschwitz im September 1942

Im September 1942 war das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ein zentraler Ort des nationalsozialistischen Massenmordes. Täglich trafen Deportationszüge aus ganz Europa ein. Auf der Rampe wurden die Neuankömmlinge selektiert: Die Mehrheit, darunter Alte, Frauen und Kinder, wurde unmittelbar nach der Ankunft in die Gaskammern von Auschwitz-Birkenau geführt und dort ermordet.

Wer zur Arbeit ausgesondert wurde, kam in das Stammlager Auschwitz I oder den Lagerkomplex Auschwitz-Birkenau. Das "Leben" im Lager war von extremer Gewalt, Hunger, Schmutz und allgegenwärtiger Todesangst gekennzeichnet. Die Häftlinge schliefen auf strohgefüllten Pritschen zu mehreren Personen. Morgens wurden sie oft schon vor Tagesanbruch mit Geschrei geweckt. Es folgten der Appell und dann der Marsch zu den Arbeitskommandos, wo drückende, oft sinnlose und körperlich zerstörerische Arbeit unter der Bewachung der SS oder Funktionshäftlinge zu leisten war.

Die Essensrationen waren minimal: Morgens gab es dünnen Kaffee- oder Tee-Ersatz, mittags eine wässrige Suppe und abends ein kleines Stück Brot, selten mit Margarine oder Wurst. Viele Häftlinge waren infolge von Mangelernährung, Erschöpfung und unhygienischen Verhältnissen schwer krank. Krankheiten wie Typhus verbreiteten sich rasch. Medizinische Versorgung gab es kaum – wer nicht mehr arbeiten konnte, wurde oft selektiert und in die Gaskammern gebracht.

Disziplinarstrafen, öffentliche Demütigungen und willkürliche Gewalt prägten den Lageralltag. Für geringste Verstöße gab es Schikanen und Misshandlungen. Auch die ständigen Appelle dauerten zum Teil stundenlang, während die Häftlinge bei jedem Wetter stillstehen mussten. Ständig schwebte die Bedrohung über ihnen, bei Schwäche, Krankheit oder einfach im Zuge von Vergeltungsmaßnahmen ermordet zu werden.

Im September 1942 erreichte der Massenmord seinen traurigen "Höhepunkt". Allein in diesem Monat wurden Tausende auf der Rampe selektiert und sofort im Gas getötet. Die zurückgelassenen Häftlinge lebten mit der allgegenwärtigen Angst vor der nächsten Selektion oder Strafe. Nur gegenseitige Hilfe, Mut und sehr viel Zufall ermöglichten einigen wenigen das Überleben.

Nach heutigem Kenntnisstand wurden in den Jahren 1942 bis 1945 in den Lagern Auschwitz, Birkenau und Monowitz mehr als 1 Million Menschen ermordet. Der Lagerkomplex Auschwitz, bestehend aus Auschwitz I (Stammlager), Auschwitz II-Birkenau (Vernichtungslager) und Auschwitz III-Monowitz (Arbeitslager), war Schauplatz eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte.

Die meisten Opfer wurden im Vernichtungslager Birkenau getötet, darunter Juden, Roma, sowjetische Kriegsgefangene, Polen und weitere Opfergruppen. Die Zahl der Ermordeten im gesamten Auschwitz-Komplex wird auf etwa 1,1 bis 1,3 Millionen geschätzt.

Quellen:
NDR: Alltag im KZ Auschwitz
Deutsches Historisches Museum: Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz
United States Holocaust Memorial Museum: Leo Schneidermann beschreibt die Ankunft in Auschwitz, die Selektion und die Trennung von seiner Familie

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