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Name: Charlotte Moses



Geburtsdatum: 13.05.1908
Geburtsort: Lüdenscheid
Sterbedatum: 30.09.1942
Sterbeort: Auschwitz




Wilhelmstr. 58

Charlotte Moses wurde am 13. Mai 1908 in Lüdenscheid geboren. Sie war die jüngste Tochter von Max und Rosa Moses. Ihr Vater betrieb das Textilgeschäft Strauß & Schiff Nachfolger in der Wilhelmstraße 58 und war viele Jahre Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Die Familie lebte ebenfalls in diesem Haus.

Charlottes Mutter Rosa starb bereits 1927. Die älteste Schwester Else verstarb 1929 im Alter von nur 29 Jahren. Die Geschwister Martha, Kurt und Charlotte verblieben bei ihrem Vater.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten musste Max Moses 1936 das Textilgeschäft schließen und das Haus verkaufen. Im Mai 1938 zog die Familie nach Köln. Nach Beginn der Deportationen wurde Charlotte Moses, wie auch ihr Bruder Kurt, 1942 in Auschwitz ermordet. Ihre Schwester Martha wurde Opfer des Vernichtungslagers Sobibor.
Ihr Vater Max Moses wurde über Duisburg nach Theresienstadt und von dort nach Treblinka deportiert und dort ermordet.


(Quelle: Moses, Charlotte- Bundesarchiv: Gedenkbuch der Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft // Lüdenscheider Gedenkbuch 2. Auflage (2007), Kapitel 2.4, S. 17 )

Exkurs - Leben und Sterben im KZ Auschwitz im September 1942

Im September 1942 war das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ein zentraler Ort des nationalsozialistischen Massenmordes. Täglich trafen Deportationszüge aus ganz Europa ein. Auf der Rampe wurden die Neuankömmlinge selektiert: Die Mehrheit, darunter Alte, Frauen und Kinder, wurde unmittelbar nach der Ankunft in die Gaskammern von Auschwitz-Birkenau geführt und dort ermordet.

Wer zur Arbeit ausgesondert wurde, kam in das Stammlager Auschwitz I oder den Lagerkomplex Auschwitz-Birkenau. Das "Leben" im Lager war von extremer Gewalt, Hunger, Schmutz und allgegenwärtiger Todesangst gekennzeichnet. Die Häftlinge schliefen auf strohgefüllten Pritschen zu mehreren Personen. Morgens wurden sie oft schon vor Tagesanbruch mit Geschrei geweckt. Es folgten der Appell und dann der Marsch zu den Arbeitskommandos, wo drückende, oft sinnlose und körperlich zerstörerische Arbeit unter der Bewachung der SS oder Funktionshäftlinge zu leisten war.

Die Essensrationen waren minimal: Morgens gab es dünnen Kaffee- oder Tee-Ersatz, mittags eine wässrige Suppe und abends ein kleines Stück Brot, selten mit Margarine oder Wurst. Viele Häftlinge waren infolge von Mangelernährung, Erschöpfung und unhygienischen Verhältnissen schwer krank. Krankheiten wie Typhus verbreiteten sich rasch. Medizinische Versorgung gab es kaum – wer nicht mehr arbeiten konnte, wurde oft selektiert und in die Gaskammern gebracht.

Disziplinarstrafen, öffentliche Demütigungen und willkürliche Gewalt prägten den Lageralltag. Für geringste Verstöße gab es Schikanen und Misshandlungen. Auch die ständigen Appelle dauerten zum Teil stundenlang, während die Häftlinge bei jedem Wetter stillstehen mussten. Ständig schwebte die Bedrohung über ihnen, bei Schwäche, Krankheit oder einfach im Zuge von Vergeltungsmaßnahmen ermordet zu werden.

Im September 1942 erreichte der Massenmord seinen traurigen "Höhepunkt". Allein in diesem Monat wurden Tausende auf der Rampe selektiert und sofort im Gas getötet. Die zurückgelassenen Häftlinge lebten mit der allgegenwärtigen Angst vor der nächsten Selektion oder Strafe. Nur gegenseitige Hilfe, Mut und sehr viel Zufall ermöglichten einigen wenigen das Überleben.

Nach heutigem Kenntnisstand wurden in den Jahren 1942 bis 1945 in den Lagern Auschwitz, Birkenau und Monowitz mehr als 1 Million Menschen ermordet. Der Lagerkomplex Auschwitz, bestehend aus Auschwitz I (Stammlager), Auschwitz II-Birkenau (Vernichtungslager) und Auschwitz III-Monowitz (Arbeitslager), war Schauplatz eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte.

Die meisten Opfer wurden im Vernichtungslager Birkenau getötet, darunter Juden, Roma, sowjetische Kriegsgefangene, Polen und weitere Opfergruppen. Die Zahl der Ermordeten im gesamten Auschwitz-Komplex wird auf etwa 1,1 bis 1,3 Millionen geschätzt.

Quellen:
NDR: Alltag im KZ Auschwitz
Deutsches Historisches Museum: Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz
United States Holocaust Memorial Museum: Leo Schneidermann beschreibt die Ankunft in Auschwitz, die Selektion und die Trennung von seiner Familie



Foto: Wilhelmstr. 58, Lüdenscheid, ca. 1925

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