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Name: Martha Moses, verheiratete Groen



Geburtsdatum: 28.01.1902
Geburtsort: Lüdenscheid
Sterbedatum: 09.06.1943
Sterbeort: Sobibor




Wilhelmstr. 58

Martha Moses war die Tochter von Rosa Moses, geb. Sander, und Max Moses. Die Familie wohnte zunächst in der Wilhelmstraße 47 in Lüdenscheid.
Rosa Moses, die Mutter, starb bereits 1927. Die älteste Tochter Else wurde am 18.01.1900, Martha selbst am 28.01.1902 in Lüdenscheid geboren.

Im Jahr 1904 übernahm Max Moses das Textilgeschäft Strauß & Schiff Nachf. in der Wilhelmstraße 58, zog mit der Familie dorthin und wurde zum Vorsteher der jüdischen Untergemeinde Lüdenscheid gewählt. Martha verlebte dort zusammen mit ihren Geschwistern Kurt (geb. 06.12.1904) und Charlotte (Lotte) (geb. 13.05.1908) ihre Kindheit und Jugend.

Nachdem die Mutter Rosa 1927 und die Schwester Else 1929 verstarben, zog die Familie 1936 nach Köln und kurz darauf nach Amsterdam.

Martha Moses floh am 01.02.1938 in die Niederlande und lebte dort in Amsterdam. Sie heiratete dort unter dem Namen Groen.

Im Sommer 1943 wurden Martha und ihr Ehemann im Durchgangslager Westerbork interniert und von dort am 06.07.1943 ins Vernichtungslager Sobibor, wo sie ermordet wurden.
Die Hollandsche Schouwburg war im Deportationsprozess der zentrale Sammelort jüdischer Bewohner Amsterdams. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass Martha Moses vor ihrer Deportation durch die Hollandsche Schouwburg musste und dort interniert war.

Ihre Geschwister Charlotte und Kurt wurden ebenfalls Opfer der Shoah: Charlotte wurde am 30.09.1942 in Auschwitz ermordet, Kurt am 16. bzw. 17.08.1942 in Auschwitz.


(Quelle: Moses, Martha - Bundesarchiv: Gedenkbuch der Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft // Lüdenscheider Gedenkbuch 2. Auflage (2007), Kapitel 2.4, S. 17 )

Exkurs - Die Hollandsche Schouwburg - Sammelort der Amsterdamer Juden

Die Hollandsche Schouwburg in Amsterdam war während der deutschen Besatzung ein ehemaliges Theater, das ab Juli 1942 bis November 1943 als zentrale Sammelstelle für Juden aus Amsterdam und Umgebung diente. Hier wurden Menschen vor ihrer Deportation in das Durchgangslager Westerbork zusammengetrieben und mehrere Tage unter sehr beengten und schlechten Bedingungen festgehalten. Teilweise befanden sich zeitgleich bis zu 1.300 Personen in dem Gebäude, wo sie auf ihre Verschleppung in Konzentrations- und Vernichtungslager warteten. Gegenüber dem Theater lag eine Kinderkrippe, in der viele jüdische Kinder von ihren Eltern getrennt untergebracht wurden, von wo aus zugleich Rettungsaktionen stattfanden.

Die Organisation und Durchführung der Deportationen aus der Hollandsche Schouwburg wurde vom SS-Offizier Ferdinand aus der Fünten geleitet. Er war Leiter der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ in den Niederlanden und verantwortlich für die Registrierung, Zusammenstellung der Listen und Koordination der Transporte der jüdischen Bevölkerung in die Vernichtungslager. Aus der Fünten spielte so eine wesentliche Rolle in der Umsetzung der Shoah in den Niederlanden.

Im Kontrast dazu stand Walter Süskind (s. a: "Exkurs - Walter Süskind und seine Familie: Leben, Rettung, Erinnerung") , ein deutscher Jude, der als Mitarbeiter des Jüdischen Rates die Hollandsche Schouwburg leitete und versuchte, im Rahmen seiner Möglichkeiten Menschenleben zu retten. Er organisierte gemeinsam mit anderen Helfern die Rettung von etwa 600 bis 950 jüdischen Kindern aus der angrenzenden Kinderkrippe durch geschicktes Umgehen der deutschen Kontrolle und Schmuggel in Sicherheit. Trotz seines Einflusses und persönlicher Bekanntschaften, darunter eine frühere Schulfreundschaft mit Aus der Fünten, wurde er und seine Familie später selbst deportiert und ermordet.

Vermutung zu Kurt und Martha Moses

Kurt Moses, der am 30.03.1938 zu seiner Schwester Martha nach Amsterdam emigrierte, wurde nach der deutschen Besetzung der Niederlande dort verhaftet und deportiert. Es ist historisch sehr wahrscheinlich, dass beide vor seiner Deportation nach Auschwitz bzw Sobibor in der Hollandsche Schouwburg interniert war.

Das Theater war der hauptsächliche Sammelort für jüdische Menschen aus Amsterdam vor ihrer Verschleppung in Vernichtungslager. Da Kurt Moses aus Amsterdam deportiert wurde, passt dies in den bekannten Ablauf deportierter Juden. Konkrete Namenslisten bezüglich individueller Gefangener sind nicht immer verfügbar, aber die Wahrscheinlichkeit seiner Inhaftierung dort ist hoch.

Zusammenfassung

  • Die Hollandsche Schouwburg war zentraler Sammelpunkt der Amsterdamer Juden vor der Deportation von 1942 bis 1943.
  • Ferdinand aus der Fünten leitete die Deportationen und war für Organisation und Verwaltung verantwortlich.
  • Walter Süskind war ein entscheidender Helfer und Retter innerhalb der Schouwburg, der u.a. Kinder vor der Deportation bewahrte.
  • Kurt Moses wie auch Martha Moses wurden in Amsterdam verhaftet und deportiert; es ist sehr wahrscheinlich, dass sie vor ihrer Deportation in der Hollandsche Schouwburg interniert waren.

Heute dient die Hollandsche Schouwburg als Gedenkstätte für die Opfer des Holocausts in den Niederlanden, mit einer Dauerausstellung und Namenslisten von Tausenden Opfern.

Quellen und weiterführende Informationen zur Hollandsche Schouwburg



Foto: Wilhelmstr. 58, Lüdenscheid, ca. 1925

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