Name: Max Moses
Geburtsdatum: 03.12.1868
Geburtsort: in Walsrode/ Fallingbostel/ Hannover
Sterbedatum: ?
Sterbeort: Treblinka
Wilhelmstr. 58
Max Moses heiratete Rosa Sander (geb. 19.05.1863 in Rinteln, gest. 1927 in Lüdenscheid) und lebte zunächst mit ihr in der Wilhelmstraße 47. Sie starb schon 1927.
Ihre Kinder: Else (geb. 1900, gest. 1929), Martha (geb. 28.01.1902, 1943 in Sobibor ermordet), Kurt (geb. 06.12.1904, 1942 in Auschwitz ermordet) und Charlotte (Lotte) (geb. 13.05.1908, 1942 in Auschwitz ermordet).
Im Jahr 1904 übernahm Max Moses das Textilgeschäft Strauß & Schiff Nachf. in der Wilhelmstraße 58. Dort wurde er bald zum Vorsteher der jüdischen Gemeinde Lüdenscheid gewählt, ein Amt, das er bis 1934 ausübte.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme und der Verschärfung der Verfolgung musste er das Geschäft 1936 schließen und verkaufte das Haus an einen Lüdenscheider Schuhhändler.
Im Mai 1938 zog Max Moses mit der Familie zunächst nach Köln und später nach Duisburg.
Am 25.07.1942 wurde Max Moses von Duisburg nach Theresienstadt deportiert, von dort am 21.09.1942 im Rahmen eines Großtransportes weiter nach Treblinka.
Eine namentliche Transportliste mit seinem Eintrag ist in den online verfügbaren Archiven, einschließlich der Arolsen Archives, aktuell nicht belegt, der Verlauf der Transporte und sein Tod gelten jedoch in der Forschung als gesichert.
Ein genaues Sterbedatum ist nicht dokumentiert. Es gilt jedoch als sicher, dass Max Moses die Deportation und die Haft in Treblinka nicht überlebte.
Seine Kinder Martha, Kurt und Charlotte wurden ebenfalls Opfer der Shoah und in verschiedenen Vernichtungslagern ermordet.
Exkurs - Leben und Sterben in Treblinka – Alltag im Angesicht des Grauens
Das Vernichtungslager Treblinka war ein Ort vollkommenen Schreckens. Die allermeisten Opfer wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet und erlebten das Lager nicht. Doch einzelne Zeugnisse überliefen, was es hieß, im Arbeitskommando und damit einige Tage oder Monate im Lager überleben zu müssen.
Richard Glazar, einer der wenigen Überlebenden, schildert:
„Kurz darauf wurde geschrien: <Aussteigen, alles aussteigen, schweres Gepäck zurücklassen.> ... Es hieß <Entkleiden>, ganz nackt, wir gehen in ein Desinfektionsbad und dann zur Arbeit. Na gut, habe ich mir gesagt, das ist so üblich [...] Die Frauen mit den Kindern verschwanden in einer Baracke. Wir, die Männer, blieben draußen. [...] Draußen in der Baracke war eine anderthalb Meter hohe Masse: alles Mögliche, was der Mensch im Alltag braucht – Bettlaken, Kleidungsstücke, Schuhe, Geschirr. [...] Dauernd im Laufschritt, sonst kriegt man Schläge.“ [3]Die wenigen zum Überleben ausgewählten Häftlinge mussten Leichen aus den Gaskammern bergen, nach Wertsachen durchsuchen und später die Körper in Massengräber werfen oder verbrennen. Sie waren Leiden, Hunger und täglicher Gewalt ausgeliefert.
„Wir waren ständig von der Willkür der SS, ukrainischer Posten und Schägen bedroht,“berichtet Samuel Willenberg, der als Zwangsarbeiter die Kleidung der Ermordeten sortieren musste und dort auf die persönlichen Gegenstände seiner ermordeten Schwestern stieß [2][4].Ein polnischer Eisenbahner erinnert sich:
„Sie [...] warteten, sie weinten, sie baten um Wasser, sie starben, manchmal waren sie nackt in den Waggons, bis zu hundertsiebzig Personen. [...] Es war sehr gefährlich, ihnen Wasser zu geben, man konnte getötet werden, wenn man ihnen eine Flasche Wasser oder ein Glas Wasser gegeben hatte. Wir gaben ihnen aber trotzdem Wasser.“ [1]Von über 900.000 Menschen, die in Treblinka ermordet wurden, überlebten weniger als hundert. Die wenigen, die entkommen konnten, wie Richard Glazar oder Samuel Willenberg, schildern, dass das Überleben fast ausschließlich vom Zufall, der psychischen Belastbarkeit und gelegentlicher Solidarität im inneren Kreis der Arbeitskommandos abhing. Am 2. August 1943 wagten einige Arbeitshäftlinge einen Aufstand und versuchten zu fliehen [2].
Quellen:
[1] Ursula Gelis: Verwaltet-Sein in Treblinka
[2] Belltower News: Eines der wenigen Zeugnisse des Grauens von Treblinka
[3] Infosperber: Im Zug der Ahnungslosen
[4] Rezension zu S. Willenberg, Treblinka: Lager, Revolte, Flucht
![]() Foto: Wilhelmstr. 58, Lüdenscheid, ca. 1925 |
![]() |