Name: Kurt Joseph Moses
Geburtsdatum: 06.12.1904
Geburtsort: Lüdenscheid
Sterbedatum: 16.08.1942
Sterbeort: Auschwitz
Wilhelmstr. 58
Kurt Moses war der Sohn von Max Moses (geb. 03.12.1868 in Walsrode/Fallingbostel/Hannover) und Rosa Moses, geb. Sander (geb. 19.05.1863 in Rinteln, gest. 1927 in Lüdenscheid). Die Familie wohnte ab 1904 in der Wilhelmstraße 58 in Lüdenscheid, nachdem der Vater das Textilgeschäft Strauß & Schiff Nachf. erworben hatte.
Kurt hatte drei Schwestern: Else (geb. 18.01.1900, gest. 1929), Martha (geb. 28.01.1902, ermordet 1943 in Sobibor) und Charlotte (Lotte), (geb. 13.05.1908, ermordet 30.09.1942 in Auschwitz).
Der Vater Max Moses war von 1904 bis 1934 aktiver Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Lüdenscheid. 1936 musste das Textilhaus im Zuge der NS-Verfolgungsmaßnahmen geschlossen und das Wohnhaus verkauft werden. Im Mai 1938 zog die Familie nach Köln und Max Moses später weiter nach Duisburg.
Am 30.03.1938 emigrierte Kurt Moses zu seiner Schwester Martha nach Amsterdam. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande wurde er dort verhaftet, deportiert und am 16. oder 17.08.1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.
Seine Schwester Martha und deren Ehemann wurden am 09.07.1943 nach Sobibor deportiert und dort ermordet. Auch Schwester Charlotte wurde Opfer des Holocaust und am 30.09.1942 in Auschwitz-Birkenau ermordet. Der Vater Max Moses wurde 1942 von Duisburg nach Theresienstadt deportiert und von dort am 21.09.1942 nach Treblinka, wo er umkam.
Der Vater Max Moses wurde 1942 von Duisburg nach Theresienstadt und im September desselben Jahres nach Treblinka deportiert. Ein genaues Todesdatum ist nicht überliefert; es gilt jedoch als gesichert, dass er 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurde.
Exkurs - Die Hollandsche Schouwburg - Sammelort der Amsterdamer Juden
Die Hollandsche Schouwburg in Amsterdam war während der deutschen Besatzung ein ehemaliges Theater, das ab Juli 1942 bis November 1943 als zentrale Sammelstelle für Juden aus Amsterdam und Umgebung diente. Hier wurden Menschen vor ihrer Deportation in das Durchgangslager Westerbork zusammengetrieben und mehrere Tage unter sehr beengten und schlechten Bedingungen festgehalten. Teilweise befanden sich zeitgleich bis zu 1.300 Personen in dem Gebäude, wo sie auf ihre Verschleppung in Konzentrations- und Vernichtungslager warteten. Gegenüber dem Theater lag eine Kinderkrippe, in der viele jüdische Kinder von ihren Eltern getrennt untergebracht wurden, von wo aus zugleich Rettungsaktionen stattfanden.
Die Organisation und Durchführung der Deportationen aus der Hollandsche Schouwburg wurde vom SS-Offizier Ferdinand aus der Fünten geleitet. Er war Leiter der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ in den Niederlanden und verantwortlich für die Registrierung, Zusammenstellung der Listen und Koordination der Transporte der jüdischen Bevölkerung in die Vernichtungslager. Aus der Fünten spielte so eine wesentliche Rolle in der Umsetzung der Shoah in den Niederlanden.
Im Kontrast dazu stand Walter Süskind (s. a: "Exkurs - Walter Süskind und seine Familie: Leben, Rettung, Erinnerung") , ein deutscher Jude, der als Mitarbeiter des Jüdischen Rates die Hollandsche Schouwburg leitete und versuchte, im Rahmen seiner Möglichkeiten Menschenleben zu retten. Er organisierte gemeinsam mit anderen Helfern die Rettung von etwa 600 bis 950 jüdischen Kindern aus der angrenzenden Kinderkrippe durch geschicktes Umgehen der deutschen Kontrolle und Schmuggel in Sicherheit. Trotz seines Einflusses und persönlicher Bekanntschaften, darunter eine frühere Schulfreundschaft mit Aus der Fünten, wurde er und seine Familie später selbst deportiert und ermordet.
Vermutung zu Kurt und Martha Moses
Kurt Moses, der am 30.03.1938 zu seiner Schwester Martha nach Amsterdam emigrierte, wurde nach der deutschen Besetzung der Niederlande dort verhaftet und deportiert. Es ist historisch sehr wahrscheinlich, dass beide vor seiner Deportation nach Auschwitz bzw Sobibor in der Hollandsche Schouwburg interniert war.
Das Theater war der hauptsächliche Sammelort für jüdische Menschen aus Amsterdam vor ihrer Verschleppung in Vernichtungslager. Da Kurt Moses aus Amsterdam deportiert wurde, passt dies in den bekannten Ablauf deportierter Juden. Konkrete Namenslisten bezüglich individueller Gefangener sind nicht immer verfügbar, aber die Wahrscheinlichkeit seiner Inhaftierung dort ist hoch.
Zusammenfassung
- Die Hollandsche Schouwburg war zentraler Sammelpunkt der Amsterdamer Juden vor der Deportation von 1942 bis 1943.
- Ferdinand aus der Fünten leitete die Deportationen und war für Organisation und Verwaltung verantwortlich.
- Walter Süskind war ein entscheidender Helfer und Retter innerhalb der Schouwburg, der u.a. Kinder vor der Deportation bewahrte.
- Kurt Moses wie auch Martha Moses wurden in Amsterdam verhaftet und deportiert; es ist sehr wahrscheinlich, dass sie vor ihrer Deportation in der Hollandsche Schouwburg interniert waren.
Heute dient die Hollandsche Schouwburg als Gedenkstätte für die Opfer des Holocausts in den Niederlanden, mit einer Dauerausstellung und Namenslisten von Tausenden Opfern.
Quellen und weiterführende Informationen zur Hollandsche Schouwburg
- Holländisches Theater / Hollandsche Schouwburg – Memorialmuseums.org
Ausführlicher Bericht über das Theater als Sammelstelle für Juden, die historischen Abläufe der Deportationen und die Rolle der Widerstandsaktionen bei der Rettung von Kindern.- Anne Frank Stiftung: Die Hollandsche Schouwburg wird Sammelstelle für Juden
Zeitleiste und Hintergrundinformationen zur Funktion des Theaters als Deportationsstelle mit vielen Zeitzeugenberichten.- Liberation Route: Gedenkstätte Hollandsche Schouwburg
Beschreibung der Gedenkstätte mit einer Namenswand von über 6.700 Opfern des Holocaust.- Pluspedia: Walter Süskind
Informative Kurzbiografie und Kontext zu seiner Rettungsaktion der Kinder und seiner Rolle in Amsterdam.
Weitere Informationen zu Walter Süskind sind in digitaler Form in der Gedenkstätte Ge-Denk-Zellen Altes Rathaus Lüdenscheid im Keller des Alten Rathauses Lüdenscheid in der Marienstraße 2a vorhanden.- "Der Reidemeister Nr. 122 - Matthias Wagner: "Walter Süskind - Retter, Täter und Opfer im Holocaust"; HG: Lüdenscheider Geschichts- und Heimatverein (PDF)"
http://www.ghv-luedenscheid.de/download/der-reidemeister/Der-Reidemeister_122_06.04.1993.pdf
![]() Foto: Wilhelmstr. 58, Lüdenscheid, ca. 1925 |
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