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Name: Emmy May, geb. Grünberg



Geburtsdatum: 04.11.1879
Geburtsort: Aschendorf bei Hannover
Sterbedatum: 23.09.1942
Sterbeort: Treblinka





Wilhelmstr. 58

Emmy May, geb. Grünberg, verbrachte den größten Teil ihres Lebens in Lüdenscheid, wohin sie 1905 gemeinsam mit ihrem Ehemann Adolf May aus Osnabrück zugezogen war. In der Stadt war sie Teil einer kleinen, aber aktiven jüdischen Gemeinschaft. Ihren Alltag prägten die engen familiären Bindungen und die lokalen Geschäfte, die von Juden betrieben wurden.

Ihr Ehemann Adolf arbeitete als Angestellter bei Max Moses, der ein traditionsreiches Textilgeschäft in der Wilhelmstraße betrieb. Emmy und Adolf wohnten zeitweise direkt am Geschäft sowie in der Feldstraße 10. Die wachsende Verfolgung durch die Nationalsozialisten führte dazu, dass sie gezwungen waren, in das sogenannte „Judenhaus“ der Familie Gobas in der Sachsenstraße umzusiedeln – eine von den Behörden verordnete Maßnahme zur Isolation und Kontrolle der jüdischen Bevölkerung kurz vor ihrer Deportation.

Am 28. April 1942 wurden Emmy May und ihr Ehemann gemeinsam mit der Familie Gobas und der Lüdenscheider Jüdin Laura Metzen von der Gestapo verhaftet. Zunächst wurden sie in den Dortmunder Eintracht-Sporthallen zusammengetrieben, wo sie mehrere Tage unter strengster Bewachung und unter entmenschlichenden Bedingungen ausharren mussten. Am Abend des 30. April 1942 begann ihre Deportation vom Dortmunder Südbahnhof aus, eingezwängt in einen Personenzug, der sie in das Ghetto Zamość führte – ein Transitlager für Juden im besetzten Polen.


(Quelle: May, Emmy - Bundesarchiv: Gedenkbuch der Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft // Lüdenscheider Gedenkbuch 2. Auflage (2007), Kapitel 2.4, S. 17 // Matthias Wagner: "Geschichte Lüdenscheids in der Zeit der Weltkriege, Demokratie und Diktatur 1914–1949", ISBN: 978-3-7395-1214-3, ebd. S. 367 und S. 375 )

Exkurs - Der Transport von Dortmund nach Zamość

Zwischen dem 28. und 30. April 1942 wurden etwa 800 bis 1000 Jüdinnen und Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg, Nordrhein-Westfalen, von der Gestapo aus ihren Heimatorten zusammengetrieben und in der Dortmunder Eintracht-Sporthalle zusammengefasst. Dort wurden sie registriert, verhört und ihrer Wertsachen beraubt. Der Transport vom Dortmunder Südbahnhof Richtung Osten begann am Abend des 30. April 1942. Ziel war das Ghetto Zamość im besetzten Generalgouvernement Polen, das an der Eisenbahnlinie zwischen Warschau und Lemberg lag.

Das Ghetto Zamość diente als Zwischenstation für die jüdischen Opfer, die unter katastrophalen hygienischen und materiellen Bedingungen leben mussten. Viele starben hier schon an Hunger, Krankheiten und seelischen Belastungen. Die übrigen Deportierten wurden später in Vernichtungslager wie Belzec, Sobibor und Majdanek gebracht, wo sie oftmals mit Kohlenmonoxid aus Motorabgasen ermordet wurden, eine Tötungsmethode, bei der u.a. Motoren von U-Booten umgebaut wurden.

Die Deportation war Teil der „Endlösung der Judenfrage“, die ab Frühjahr 1942 systematisch und mit umfassender staatlicher Organisation durchgeführt wurde. Trotz der großen Zahl der Opfer existieren keine exakten Todesdaten, da Leichen entsorgt und Dokumentationen unvollständig oder vernichtet wurden.

Die Forschungen, die ab 2008 unter der Leitung des Historikers Ralf Piorr vorgenommen wurden, konnten bislang rund 772 Namen der Deportierten rekonstruieren und dadurch vielen Opfern ein Andenken geben.

Quellen und weiterführende Literatur:

Ohne Rückkehr – Deportation Arnsberg–Zamość April 1942 (PDF), S. 208-220


Foto: Wilhelmstr. 58, Lüdenscheid, ca. 1925

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